Das Supermarkt Prinzip

Was Manager, in der Produktentwicklung, von Supermärkten lernen können.

Was haben denn Supermärkte mit Produktentwicklungen zu tun? Zugegeben, wenig. Aber, wenn es um die Schnelligkeit einer Produktentwicklung geht, lässt sich anhand eines Supermarktes sehr gut verstehen worauf es ankommt.

Das kennen wir Alle

Sind Sie mit ihren Wochenendeinkäufen auch schon mal am Ende einer langen Schlange, an der einzigen, geöffneten Kasse im Supermarkt gestanden? Dann werden Sie sich gewünscht haben, dass jemand eine zweite Kasse auf macht.

Diese Situation ist gar nicht so unterschiedlich zu der eines Kunden, der z.B. eine Softwarefunktion in einem Produkt anfragt. Denn der Kunde steht nun auch, meist mit anderen „Bittstellern“ bei der Produktentwicklung an und wartet bis er seinen Wunsch umgesetzt bekommt. In kleinen Organisationen mit einem Team ist die Situation für den Kunden dann ähnlich wie mit dem Einkaufswagen an der einzigen Kasse eines Supermarktes. Die Kundenwünsche werden nach einander abgearbeitet. Wenn nun sehr viele Kundenwünsche umgesetzt werden sollen, kann die Warteschlange, wie im Supermarkt, sehr lange werden. Der Wunsch nach echter Skalierung und einer damit schnelleren Durchlaufzeit ist offensichtlich.

Leider scheitern die meisten Unternehmen mit ihren Ansätzen der Skalierung. Denn was meist geschieht, ist nicht das was in Supermärkten passiert. Nämlich eine zweite vollwertige Kasse zu öffnen und mit Parallelisierung die Durchlaufzeit nahezu zu halbieren. Der Ansatz, der in Unternehmen häufig gewählt wird, würde im Supermarkt vermutlich zu einer Revolte führen und so aussehen:

An der zweiten Kasse, die nun aufgemacht wird, kann man nur z.B. Milchprodukte bezahlen. Zeitgleich werden an der ersten Kasse nur noch der Rest der Produkte abgerechnet. Folgen wir dieser Logik, werden dann für noch mehr Performance auch noch weitere Kassen für Wurstwaren, Getränke, Non-Food, Tabakwaren… geöffnet. Mit welchem Ergebnis? Chaos! die Kunden rennen kreuz und quer zu allen Kassen, räumen aus und wieder ein, bezahlen und kommen dadurch langsamer durch die Kassenzone und aus dem Supermarkt.

So sieht echte Skalierung aus ...

Interessiert wie das in Ihre Organisation umgesetzt werden kann?

Was im Supermarkt so offensichtlich falsch ist, ist in der Produktentwicklung allerdings Alltag. Der Skalierungsansatz erfolgt nicht durch Parallelisierung sondern durch einfache Arbeitsteilung in dem der Kundenwunsch (Warenkorb)  in Frontend- und Backend-Team (Milchprodukte und der Rest) aufgeteilt wird. Keines dieser Komponenten Teams ist nun mehr in der Lage eigenständig einen Kundenwunsch umzusetzen. In wirklich großen Organisationen mit duzenden oder hunderten von Teams zersplittern wir die Kundenwünsche so kleinteilig, dass eine Unmenge von Teams in der Kundenwertschaffung beteiligt sind und damit Abhängigkeiten zwischen den Teams wachsen. Welches Team ist dann für die Gesamtkoordination verantwortlich? Schwer zu sagen. Also führen dann solche Organisationen meist koordinierende Rollen, wie Projekt- und Teilprojektleiter oder Epic- und Feature Owner ein. Diese erhöht allerdings die organisatorische Komplexität und mit einem großen Wasserkopf, der nicht wirklich in die Kundenwertschaffung einzahlt.

Liebe Manager, schaut euch den Kassenbereich in Supermärkten an und schafft Produktorganisationen mit Strukturen und Teams, die eigenständig und parallel Kundenwert schaffen können. Die Analyse, Design, Implementierung und Test sowie die Lieferung eines Kundenwertes als Teamaufgabe verstehen. Wir nennen solche Teams: Feature Teams.

Feature Teams

Feature Teams sind der größte Hebel um Durchlaufzeiten, Abhängigkeiten und Übergaben zu minimieren oder zu eliminieren. Sie verschlanken die Organisation und schaffen somit Flexibilität, die dazu führt, dass immer am höchsten Kundenwert gearbeitet werden kann. Wichtige Eigenschaften für Unternehmen, die sich im globalen Wettbewerb um Kundenbindung bemühen.

Traut euch!